Der Steyr-Daimler
ADFK, Baujahr 1937
Nach der erfolgreichen technischen Wieder-Inbetriebnahme des
historischen Geländewagens der Brucker Wehr im Jahr 2008
konnten in jüngster Zeit beachtliche Erkenntnisse in der
Erforschung dieses Automobils gewonnen werden.
Der tradierten Meinung innerhalb der Feuerwehr zufolge
handle es sich um ein ursprünglich als Panzerspähwagen in
Verwendung stehendes Fahrzeug, von dem insgesamt nur sechs
Stück gebaut worden wären. Da sich die Konstruktion aufgrund
der Luftkühlung für den Wüsteneinsatz(!) nicht als
funktionsfähig erwiesen hätte, wären die Fahrgestelle
verkauft worden und eines davon wäre solcherart zur
Feuerwehr Bruck gelangt.
Eine interessante Geschichte, die einer Überprüfung
bedurfte.
Laut Einzelgenehmigungsbescheid vom 4. November 1957 (der
ursprüngliche Kraftfahrzeugbrief wurde "von Amts wegen
eingezogen") wurde das Fahrzeug, Baujahr 1937, am 26. April
1939 unter dem Kennzeichen Pol–206.042 für die Feuerwehr
Bruck erstmals zugelassen. Neben den technischen Daten und
der Verwendung "Mannschafts- und Rüstkraftwagen mit offenem
Aufbau" ist in diesem Dokument auch die Typenbezeichnung
ADPK vermerkt. Nach Sichtung der bekannten Literatur über
Fahrzeuge aus Steyr kann festgehalten werden, dass es sich
dabei wohl um einen Tippfehler handelt. In einer erhalten
gebliebenen Beschreibung des Fahrzeuges samt
Instand-haltungshinweisen ist von der Type ADFK die Rede.
Diese Bezeichnung steht für "Austro-Daimler-Feuerwehr-Karre"
und dieser Typ wurde von Steyr zwischen 1932/33 und 1939
auch tatsächlich gebaut. Es handelte sich dabei allerdings
um ein 3-achsiges Fahrzeug, weswegen auch diese
Typenbezeichnung nicht zutreffend sein kann. Zum Zeitpunkt
der nachträglichen "Benennung" des Zweiachsers stand die
Verwendung als Feuerwehrfahrzeug jedoch schon fest und so
wird man bei Steyr zur Bezeichnung ADFK gekommen sein.
In den greifbaren Publikationen werden jedoch zwei
Fahrzeugtypen erwähnt, die idente technische Daten wie der
Brucker Geländewagen aufweisen:
Der ADSK ("Spähkarre") und der ADZK ("Zugkarre").
Während der ADSK gepanzert war und maximal fünf Personen
aufnehmen konnte, hatte der ADZK einen offenen Aufbau mit 14
Sitzplätzen. Von beiden Typen wurden nur jeweils sechs
Exemplare gebaut, was eine der überlieferten Thesen
bestätigt. Allerdings waren Motor und Lüfter des
Panzerspähwagens ADSK historischen Aufnahmen zufolge im Heck
des Fahrzeuges untergebracht, während der Motor des
Gelände-Zugwagens ADZK im vorderen Teil des Fahrzeuges
situiert war. Und an dieser Position sind auch Motor und
Lüfter des Brucker Geländewagens untergebracht. Der
Fachliteratur zufolge war der ADZK vorne mit einer Pendel-
und hinten mit einer Schwingachse ausgestattet, der ADSK
hingegen wies – wie auch das Brucker Fahrzeug – zwei
Schwingachsen auf. Und schließlich hat sich im Archiv der
Feuerwehr ein Schreiben an das Wirtschaftsamt des Reichsgaus
Steiermark vom 8. September 1939 erhalten, in welchem vom
Rüstwagen Steyr ADSK die Rede ist.
Drei Hinweise, die auf den Gelände-Zugwagen denn auf den
Panzerspähwagen schließen lassen. |